Mittlerweile Frühling auf Madeira

Mittlerweile ist der Frühling auf Madeira in vollem Gang und es ist tatsächlich das erste Mal, dass ich diese schöne Zeit auf der Insel erlebe.
Wenn es in Deutschland oder den Niederlanden um Frühling geht, dann denkt man sofort an die Frühlingsblumen, an die wärmeren Temperaturen, Vogelgezwitscher und an die Tiere, die wieder auf die Weide können.
Hier auf Madeira sieht das etwas anders aus, vor allem ist der Unterschied zum Winter nicht so deutlich. Die Temperatur erwärmt sich nur um 2-3 Grad und Weiden mit Tieren findet man eher auf den Azoren, nicht hier auf Madeira. Die Vögel zwitschern allerdings das ganze Jahr über. Die Sonne scheint nicht wirklich mehr, aber hier in São Vicente ist die Sonne wieder mehr zu spüren, da sie für längere Zeit über die Berge scheint.
Es ist hier natürlich irgendwie immer grün, aber im Frühling ist es doch noch ein wenig grüner und es erwachen viele Blumen und Blüten. Hier in São Vicente ergrünen vor allem wieder die Weinreben, die über das gesamte Tal verteilt sind. Und man kann überall beobachten, wie wieder die Gärten zurecht gemacht werden und alles gesät und gepflanzt wird.

Es ist die Natur mit ihren tollen Landschaften, die mir hier sehr gut tut und es ist genau der Grund, warum wir uns damals in Madeira verliebt haben und warum wir hier leben wollten. Ich glaube, hier wurde schon mehrmals die “grüne Therapie” erwähnt und genauso erlebe ich es hier immer wieder. Es tut mir so gut, einfach draussen zu sein, am Meer zu spazieren, das Meeresrauschen zu hören, durch die grüne Landschaft zu wandern, entlang der Levadas und der vielen Wanderwege.
Nach einer kurzen Pause habe ich mich auch wieder der Wandergruppe angeschlossen. Es sind sehr nette Leute – mittlerweile auch gute Freunde und wir treffen uns fast jeden Sonntag irgendwo auf der Insel, um zusammen zu wandern. Ich freue mich immer darauf – es ist einfach eine schöne Art, den Sonntag zu verbringen.

Trotz der verschiedenen Corona-Schutzmaßnahmen konnte ich glücklicherweise die ganze Zeit über arbeiten.
Natürlich denke ich manchmal an die Zeit in meiner Praxis in den Niederlanden und vermisse den Kontakt mit Allen, aber ich bin auch froh, jetzt ohne jeglichen Stress arbeiten zu können. Und mit den Gästen treffe ich ja auch ständig neue Leute. Diesen persönlichen Kontakt habe ich sowohl in meiner Praxis genossen und er macht auch jetzt sehr viel Spass. Ich treffe so viele unterschiedliche Leute, aus den verschiedensten Ländern und alle sind im Urlaubsmodus. Das macht einfach gute Laune! Und die Lage des Ferienhauses, das ich betreue, mit seiner grandiosen Aussicht, ist so besonders, dass ich das Arbeiten dort wirklich geniessen kann. Das Verwalten des Ferienhauses für Gilberto, den Eigentümer, läuft auch super und obwohl zur Zeit deutlich weniger Touristen auf die Insel kommen, ist das Haus bis November fast komplett ausgebucht. Zur Zeit wird sogar wegen der grossen Nachfrage ein zweites Haus gebaut, das hoffentlich in 2-3 Monaten fertig ist.

Was das ursprünglich geplante eigene Bauprojekt angeht, habe ich beschlossen, dies auch ohne Bas weiter fortzuführen. In den letzten Wochen und Monaten hat das Bauprojekt natürlich auf Eis gelegen und ich musste erstmal gut über die Situation nachdenken und Entscheidungen treffen.
Da ich auf jeden Fall hier auf Madeira bleiben und doch versuchen möchte, den Traum von Bas und mir weiter zu leben, nimmt das Projekt jetzt langsam wieder Fahrt auf.. Termine beim Notar, mit dem Konstrukteur, mit der Baufirma, mit der Gemeinde, etc….finden statt und das Haus wird natürlich mit den Zeichnungen von Bas gebaut. Allerdings erfolgen ein paar Anpassungen, da sich natürlich auch die Gesamtsituation verändert hat.
Es wird zum einen nur ein Wohnhaus gebaut und nicht auch ein zusätzliches Ferienhaus. Und zum anderen werden meine Eltern auch nach Madeira ziehen, sodass sich der Grundriss des Hauses ein wenig geändert hat. Meine Eltern haben in den vergangenen Monaten viel Zeit hier verbracht und dementsprechend auch den Alltag hier auf der Insel miterlebt. Da der Alltag ja immer anders ist als ein Urlaub, war dies auch wichtig für sie, um eine Entscheidung treffen zu können.

Desweiteren wollten Bas und ich eigentlich das Haus weitesgehend selbst bauen, aber das traue ich mir alleine nicht zu. Daher wird sich nun eine Baufirma um den Bau kümmern.
Bereits gemeinsam mit Bas wurde beschlossen, dass es doch kein Container-Haus wird. Nach vielen Recherchen, Informationen und Gesprächen mit einheimischen Experten, hatten wir entschieden, dass es hier nicht die bevorzugte Bauart ist, wenn man das Klima und die Baubedingungen beachtet. Jetzt ist geplant, das Haus in einer Kombination aus dem ursprünglichen, modernen Container-Design und traditionellen Mitteln bzw Elementen hier von Madeira zu bauen.
Ich habe ziemlichen Respekt vor dem Hausbau und sehe es als eine grosse Herausforderung, dies ohne meinen Fachmann Bas zu stemmen. Mit meinem perfektionistischen und sehr strukturierten Charakter, habe ich jetzt schon Angst vor all den Problemen, die mit Sicherheit während der Bauzeit auftreten werden. Aber durch meine Eltern bin ich ja nicht ganz alleine und ich freue mich auch schon sehr auf das Endergebnis. Das wird die Mühe auf jeden Fall wert sein.

Was Corona betrifft, haben wir hier auf der Insel immer noch grosses Glück. Die Anzahl der positiven Fälle hält sich in Grenzen (Stand 10-05-2021: 11 Fälle), allerdings gelten wir trotzdem immer noch als Risikogebiet. Hoffentlich ändert sich dies bald, sodass es für Touristen wieder einfacher wird, Urlaub hier zu machen. Allerdings muss ich sagen, dass die ganze Zeit über Touristen hier waren. Das Ferienhaus war fast durchgängig belegt, aber die Anzahl der Gesamttouristen ist natürlich nicht zu vergleichen mit der Vor-Corona-Zeit und viele Betriebe haben diese Krise leider nicht übertanden.
Wenn ich so von der Situation in Deutschland oder in den Niederlanden höre, dann haben wir es hier natürlich noch gut. Alles ist (bis auf den ersten Lockdown Anfang 2020) die ganze Zeit über auf, man kann in alle Geschäfte, wir können essen gehen, einen Kaffee trinken, zum Friseur, zum Sport, können Freunde treffen, etc. Ich bin sehr froh, dass trotz Corona hier ein relativ normales Leben möglich ist und ich dadurch auch genügend Ablenkung habe.

In nächster Zeit stehen einige Besuche von Freunden aus den Niederlanden und Deutschland an und da freue ich mich natürlich schon sehr drauf. Für Viele ist es ihr erster Madeira-Aufenthalt, sodass wir zusammen auf Entdeckungstour gehen und die gemeinsame Zeit hier bestimmt sehr geniessen werden.

Até à próxima, Janine