Seit 2 jahren auf Madeira

Es ist Sommer auf Madeira und Anfang Juli ist es genau 2 Jahre her, dass wir nach Madeira ausgewandert sind. Es ist seltsam, auf der einen Seite ist die Zeit irgendwie sehr schnell vergangen und fühlt es sich echt nicht wie 2 Jahre an, aber auf der anderen Seite ist auch sehr viel passiert in dieser Zeit.
Mein Leben hat sich in diesem Zeitraum sehr verändert und mein altes Leben wirkt weit weg. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie ich jeden Tag zwischen dem Heuvelland und Maastricht hin und her gependelt bin und meinen Tag im Gesundheitszentrum Annadal in meiner Praxis verbracht habe. Dabei war dies jahrelang mein Alltag.
Auch wenn ich keine Praxis mehr habe, gelegentlich behandel ich immer noch mit Akupunktur. Mittlerweile allerdings nur Freunde, aber das finde ich angenehm. Ich möchte nicht mehr im Gesundheitswesen arbeiten, allerdings bleibe ich auf die Art doch noch in der Materie und komme nicht ganz aus der Übung.

Auch meine tägliche Kommunikation / Sprache hat sich sehr verändert. Habe ich in den letzten Jahren meistens niederländisch gesprochen und haben mich meine deutschen Freunde darauf hingewiesen, wenn ich wieder einmal seltsames niederländisch-deutsch gesprochen habe. Spreche ich zur Zeit wohl am meisten englisch und versuche mich in portugiesisch.
Ausserdem habe ich meine Muttersprache deutsch wieder besser drauf, muss allerdings manchmal schon nach den niederländischen Worten suchen. Wie schnell man eine Sprache doch auch wieder verlernt.

Nach dem letzten Blog habe ich sehr viele Nachfragen zum Bau bekommen, daher hier nun nochmal ein Update dazu:

Nachdem es sehr lange gedauert hat, um alle erforderlichen Genehmigungen und Papiere zu organisieren und zu erhalten, wurde mit dem Bau Anfang des Jahres endlich begonnen. Mittlerweile geht es auf der Baustelle sehr zügig voran.
Am längsten haben am Anfang die Stützmauern gedauert. Dies ist natürlich auch der wichtigste Teil des Baus und muss dementsprechend mit Sorgfalt vonstatten gehen. Da das Grundstück hoch in den Bergen von São Vicente liegt und auch auf verschiedene Ebenen verteilt ist, sind diese Mauern sehr wichtig, um Grundstück und Haus abzusichern und zu stabilisieren.
Nachdem dies geschehen ist und der Bau des Gebäudes begonnen hat, geht es wirklich richtig schnell. Ich fahre täglich an der Baustelle vorbei, jeden Tag wächst der Bau und gibt es etwas Neues zu entdecken.
Alles ist natürlich neu für mich und ich muss mir regelmässig etwas erklären lassen von den Arbeitern oder der Baufirma, aber so lerne ich täglich dazu und bin am Ende sicher Profi. Ich weiss aber jetzt schon, dass ich wahrscheinlich nicht noch so ein Projekt begleiten möchte. Mir persönlich bereitet es ziemlich viel Stress und Unruhe, da man an so vieles denken muss, so viele Entscheidungen treffen muss, ständig alles kontrollieren muss, viele Baubesprechungen hat, unzählige Unterschriften setzen muss … und nicht zu vergessen, dass ich dies alles auf Portugiesisch bewältigen muss. Es wäre wahrscheinlich schon in meiner Muttersprache eine Herausforderung.

Zur Zeit werden die Mauern errichtet, die zweite Etage ist fast erreicht und man kann bereits durch das Haus laufen. Und auch wenn ich fast täglich auf der Baustelle bin, fühlt es sich immer noch unwirklich an und es ist noch schwierig sich vorzustellen, wie es ist, dort letztendlich zu leben. Dabei wird es gar nicht mehr so lange dauern. Die Baufirma hat mir versprochen, dass ich Weihnachten im neuen Haus feiern werde. Ich glaube es zwar erst, wenn es wirklich so weit ist und ich weiss natürlich auch, dass am Ende noch alles Mögliche den Bau in die Länge ziehen kann. Aber wer weiss, ich lasse mich gerne überraschen.


Hier auf der Insel ist mittlerweile der Tourismus so richtig im Gange und es sind sehr viele Urlauber hier. Angeblich sogar mehr, als vor der Pandemie. Ich merke es natürlich auch durch meine Arbeit, alle Ferienhäuser sind für die nächsten Monate ausgebucht, ich bin also gut beschäftigt. Mir fehlen zwar Vergleichsmöglichkeiten, da ich ja erst während der Pandemie mit dieser Arbeit angefangen habe und vorher nie richtig in der Hauptsaison auf der Insel war.
Ich habe auch noch ein Ferienhaus dazubekommen, verwalte also mittlerweile 10 Häuser. Es macht aber weiterhin viel Spass und ich geniesse meine flexiblen Arbeitszeiten sehr.

Meine Eltern waren in der Zwischenzeit auch für ein paar Wochen hier und auch für sie rückt der Umzug immer näher. Da sie ihren Umzug nach Madeira planen, wenn das Haus fertig ist, wird dies wohl auch in den nächsten 6 Monaten stattfinden.
Dementsprechend sind sie jetzt mit den Sachen beschäftigt, die wir vor 2 Jahren erledigen mussten. Und so eine Auswanderung benötigt viel Zeit, Planung und Organisation.
Auf jeden Fall haben sie bereits ein Auto hier gekauft, so dass wir mit 2 Autos flexibler sind. Meine Eltern haben sich für ein voll elektrisches Auto entschieden und zur Zeit kann ich dies schon testen. Ich war ja etwas skeptisch zu Anfang, allerdings ist es hier auf Madeira wirklich sehr praktisch. Mit einer Reichweite von fast 400km bei vollem Akku kommt man hier auf der Insel natürlich sehr gut überall hin. Und der Akku lädt sich beim bergab fahren und beim bremsen wieder auf. Und hier auf Madeira mit den ganzen Bergen ist dies natürlich sehr praktisch.
Elektrische Autos sind auf der Insel auch sehr verbreitet und das Netz der öffentlichen Ladestationen ist recht gut ausgebaut. Am neuen Haus wird auch eine Wallbox installiert, sodass das Auto dann auch bequem und kostengünstig von zuhause aus aufgeladen werden kann.

Trotz aller Arbeit schaffen wir es, unsere Sonntagswanderungen beizubehalten. Zur Zeit suchen wir allerdings Wege abseits der Touristenrouten, damit wir die Natur und die Ruhe geniessen können.

Sommerliche Grüsse aus Madeira.
Até à próxima!

Janine